KLEINE POLEMIK ZUM THEMA ABRISS DER KZ-BARACKEN IN MEUSELWITZ

Im Ort gab es eine Fabrik (HASAG), die stellte im Krieg Panzerfäuste her. Die Amerikaner versuchten, die Fabrik endlich auszuschalten, ebenso die Brikettfabrik als Energielieferanten. Dabei trafen sie zuerst das Schloss. Der Ort wurde dadurch sehr häufig bombardiert.

Zu dieser Fabrik gab es das KZ-Aussenlager Meuselwitz mit Zwangsarbeitern, das zum KZ Buchenwald gehörte. Das Areal der HASAG mit angrenzendem Lager umfasste ca 8 Hektar.

Nach dem Krieg wurden die KZ-Baracken bewohnt und zwar bis heute. Nun sollen sie abgerissen werden – wahrscheinlich, um den „Schandfleck“ der Stadt zu tilgen. Das ist allerdings recht kurzsichtig gedacht, vor allem, weil man dem Ort die Erinnerung an eine schlimme Zeit – auch für die eigene Bevölkerung - nimmt.

Denn das Gewinnstreben der HASAG sowie die Instrumentalisierung des Betriebes für die Kriegswirtschaft hat letztlich dem Ort ein Dauerbombardement beschert. Auf die Bevölkerung gerechnet ist Meuselwitz mehr bombardiert worden als Dresden. Schäden und Opfern haben ihre Spuren hinterlassen.

Nun hat Dresden durchaus eine Erinnerungskultur, Meuselwitz eher einen Verdrängungsinstinkt.

Gut hörbar ist jedoch die regelmäßige Sirenenprobe an den Samstagen. Kennen Sie einen Ort, wo der "Ton des Fliegeralarmes" regelmäßig zum Alltag gehört? Bis heute. It`s The Sound Of Meuselwitz!

Noch kurioser waren die Übungsflüge der Sowjetarmee bis zur Wende: Im Sturzflug kamen die MIGs mit Überschall an, probten den Angriff auf die Brikettfabrik Zipsendorf und düsten dann wieder, nochmals die Schallmauer durchbrechend, ab.

Eine 80-jährige Frau kommentierte das damals so: Als ob wir im Krieg nicht genug davon gehabt hätten!

Werden jetzt die letzten historischen Zeugen plattgemacht, nimmt man dem Ort nicht nur das Gewissen, sondern auch die Möglichkeit, diese Zusammenhänge zu erinnern. An anderer Stelle baut man solche Zeitzeugen nach und hier sollen sie abgerissen werden?

Mit einem einmaligen Akt – der Aufstellung eines Gedenksteines mit Tafel – ist wenig getan. Auch nicht im Hinblick auf rechtsradikale Tendenzen, vor allem unter Jugendlichen.

Im Ortsblatt, dem „Schnauderboten“, sind jegliche Vereinsaktivitäten und Winzigkeiten, die im Ort geschehen, vermerkt, jedoch über den geplanten Bau eines Parkes an dieser Stelle – wie die Bürgermeisterin im MDR-Fernsehen behauptete - ist bislang der Bevölkerung nichts mitgeteilt worden.

Nun sind die Pläne des Abrisses nicht neu, man erwartet dafür sogar noch Gelder vom Land. Aber immer mit der Mentalität: wenns Fördergelder gibt, dann ist Demokratie und Föderalismus willkommen, jedoch hat einer`ne Frage, dann sieht man das als Einmischung in "innere Angelegenheiten", ebenso nervös wie einst Honecker das immer von sich gewiesen hat. Und da werden selbst Bürger ausgegrenzt, die hier aufgewachsen sind und durchaus etwas einbringen könnten.

Aufgefallen ist die Abriß-Geschichte durch Frau Weiss, die letzte Barackenbewohnerin, der kürzlich ordentlich Druck gemacht wurde, endlich umzuziehen.

Dabei ist die Behauptung mit dem Neubau eines Parkes vorsichtig gesagt ominös: es gibt im Ort mindestens drei Parks, den von Seckendorff-Park, den Wirker-Park und die Insel als Teil des Seckendorff-Parkes. Letzterer ist verwahrlost und nicht einmal mehr zugänglich. Wie will man denn einen neuen Park anlegen – und auch noch pflegen? (siehe meine Seite "Die Insel")

Wenn man noch mit einbezieht, daß der Ort nur 0,4 % Ausländeranteil hat und die Verantwortlichen den Versuch, hier ein Asylantenheim zu errichten, zweimal abgeschmettert haben, kommen allerdings Zweifel verschiedener Art.

Autokratische Herrschermethoden sind im „Haus Europa“ nicht mehr zeitgemäß. Wir haben das Recht, Fragen zu stellen, uns einzumischen. Ob Sie einen „Meuselwitzer Paß “ haben oder nicht. Stellen Sie Fragen, zum Beispiel an:

zuschauerredaktion@mdr.de

(Am letzten Dienstag kam im MDR-Länderstudio ein Interview mit der Bürgermeisterin zu diesem Thema. Sie behauptete, es werde an dieser Stelle ein schöner Park gestaltet. Bisher - das kann man auf dieser Web-Site gut nachvollziehen - sind aus allen Brachen keine Parks, sondern Park-Plätze geworden. Vielleicht ist das alles auch nur ein kleines lexikalisches Fehlerchen.)

 

Siehe auch meine anderen Meuselwitz-Seiten, z.B. die zur Kommunalwahl, die zur "Insel" und die zu Wolfgang Hilbig.

 


 

 

 

 

 


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