Beim Lesen der Chronik ist mir aufgefallen, daß in Meuselwitz durchschnittlich viel Ketzer verbrannt wurden. In der Umgebung überhaupt hat es Hexenverbrennungen fast nur in diesem kleinen Flecken Muzelbuze gegeben. Anlaß für ein Lied:
Ketzerlied
Auf einem Fleck im Osterland
wohnte ein frommer Bauer,
der hatte einen Sohn, nur Schand
bracht` er ins Haus und Trauer.
Er trieb den Vater in die Not,
in Sorgen seine Mutter,
er aß nur Stein, er aß kein Brot,
hieß es, Blut sei die Butter.
Die freie Frau mit Feuerhaar
und Feenstimme schlief
mit ihm im Stroh. Nichts war klar
und nichts ging ihm mehr schief.
Hier Blitze, Pocken, Rindersterben.
Dort Maiennächte voller Lust.
Ein Glückspilz. Später das Verderben
durch Neid und den Verlust.
Als sie dann im Feuer schrie
noch einmal seinen Namen
schwor er und das vergaß er nie
zu rächen für sie. Amen.
Womit? Wozu? Der Vater bat:
Bleib ihrer Asche fern!
Die Mutter: Sie fand keine Gnad,
nicht einmal die des Herrn.
Manchmal geh ich den schmalen Weg
zum Galgenberg, die Gasse,
den alle Ketzer zurückgelegt,
schwitzend Blut und Wasser.
Es ist so einfach, denk ich mir,
die Sehenden zu blenden
und jene Zeit hatte dafür
den Flammentod erfunden.
Aus "Meuselwitzer Lieder", 1982
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