DOMINIK OPOLSKI

 

Wägelchen

 

Sie sind eins mit dem Rad, das sich dreht gegen ein

Ziel in ihren Augen Das erste Licht, das auf sie

Fiel, würde ihre Pupille blenden und sie sehen nicht

Die eine Fessel, die jeden hält im kleinen Wagen -

 

Diese Welt bleibt immer diesseits ihrer Spur

Freiheit herrscht nur zwischen den Durchsagen;

Wie soll man je das Echo hören im kleinen Wagen

Sie erneuern den Bund mit jedem Schlag der Uhr -

 

Wägelchen im Staub des Schnitters

Er läßt seine gegerbte Haut zurück, zerrieben

bis auf die Sehnen mißt er das Sinken der Dinge:

 

- Wen Wagen und Weg wiegen, der sieht nicht

das Spurlose, das ihn hinübernähme ins Blaue

- das offen liegt

Wie eine Ader -

geöffnet mit der Klinge.

 

Nachdichtungen: Radjo Monk 1995

Dominik lernte ich während meines ersten Lublin-Trips '92 in der Akcent-Redaktion kennen. Trotz seiner professoralen Fahrigkeit - vielleicht auch wegen seiner phänomenal tiefen Stimme - ist er eine beeidruckende Person. Während einer gemeinsamen Lesung in Wroclaw zog er das Interesse vor allem der jungen Zuhörer auf sich, die ihn wie eine Legende anhimmelten.

Neben einigen Gedichtbänden hat der '46 Geborene auch einen auflagenstarken Aphorismenband (30.000 Exemplare!) publiziert.

Als er mit seinem Nachdichter Radjo Monk während des Poesiefestivals "wortlust" einen Abstecher zu einer Lesung in den Hölderlinturm Tübingen machte, witzelten wir: "Der kommt nicht wieder". Zu den Zuhörern gehörte die Creme der Tübinger Slawistik. Nicht nur die polnischen Originale fanden Beachtung, sondern auch die Nachdichtungen Monks, die mehr sind als bloße Übertragungen - wie man am obigen Sonett sehen kann.

Wer etwas mehr über den schwierigen Poeten Opolski erfahren möchte, der ist dazu eingeladen, Monks Essay über seine Poetik zu lesen.

Dominiks Sonett ist in der Anthologie "Lubliner Lift" publiziert, auf der gleichnamigen CD singt er zusammen mit Jens Paul Wollenberg. Andere Texte sind im Ostragehege/Dresden zu finden.

Mehr über die Lubliner Dichterszene und auch Dominik habe ich in meinem Essay "Lublin - das Tor zum Osten" geschrieben.

 

 

 

 

 

 

 

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