RADJO MONK

 

Kurze Vorrede zu Dominik Opolski. Zur Lesung am 14.11.95 in Leipzig im Poetenischen Theater, Beyer-Haus

 

Poeten sind selten Kämpfer im Sinne des Klischees: sie saufen hinter den Barrikaden, sagen, was die anderen sich nicht zu singen trauen, werden nach dem Versagen der kollektiven Stimmbänder Waffenhändler oder sterben an irgend einem mysteriösen Fieber, bevor der erste Schuß kracht.

Kaum ein Poet geht mit seiner Zeit, was vielleicht daran liegt, daß die meisten ihrer Zunft immer einen Fuß in der Tür zu anderen Räumen haben und hinüberschauen in das, was hinter dem Zeitstrom liegt.

Kaum einer setzt sich dem Streß paralleler Welten freiwillig aus, denn wer zweimal in den gleichen Fluß tritt, wird entweder verrückt oder pinkelt sich vor Lachen ein.

 

Die Verse Dominik Opolskis sind - habe ich mir sagen lassen - auch für seine Landsleute, die ihn im Original lesen können, keine schlicht verpackten Geschenksendungen aus dem Land der schönen Künste.

Die Texte gleichen Spiralen und sperren sich gegen lineare Rezeption und schrittweise Logik. Die Empfindungswelten, aus der die Gedichte aufgestiegen sein könnten, bleiben für den Leser im Verborgenen, vielleicht, damit er sich dem Gedicht als Tatsache stellt, und es nicht als variierbare Folge eines nachvollziehbaren Zustandes betrachtet.

Die Schlüssel zu diesen Versen liegen sich oft in der Sprache selbst, im Zeilenbruch, in