WINTEREIS

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Buchrezension: Negerküsse in Zigeunersoße


Schon als Kind aß ich Negerküsse für mein Leben gern. Dort im Lande, wo ich auf die Erde gestoßen bin, gab es sie einzeln verpackt in silbernen Folien mit blauen Schneemännern verziert und in blauer Schrift als „Wintereis“ abgestempelt. So hießen die Negerküsse in jenem Land: „Wintereis.“ Sie waren der einzige Grund für mich, mich auf den Winter zu freuen, denn das schwarze Wintereis mit weißer, schaumigen Füllung, gab es nur im Winter. Den heißen Sommer überlebte es nicht.

„Wir haben eine neue Veröffentlichung“, teilte mir Andreas Buchwald vor einigen Monaten mit. „Negerküsse in Zigeunersoße.“

Ich lachte mich kaputt! „Hört sich rebellisch an. Her damit!“ Wer hätte gedacht, dass das leckere Eis aus meiner Kindheit eines Tages ein Zeichen der Rebellion sein würde?


Sara SadeghiWie der „Zufall“ es wollte, wurde mein Leben – während ich dabei war, das gute Buch zu lesen – von dem „Kenter-Wahnsinn“ heimgesucht. Ich bekam eine freundliche E-Mail vom Buchportal XY mit der Aufforderung, sie brauchen meinen Autor*innennamen, um mich als Autor*in in ihrem Autor*innenprogramm aufzunehmen und der Rest war ein Himmel voller Sterne. „Gendern? Mitten im Wort? Wer denkt sich denn so einen Schwachsinn aus?“, fragte ich mich empört. „Und warum werde ich, die mir mein Geschlecht doch eindeutig bewusst bin, als Autor*in angesprochen?“, und die Lyssa in mir wurde erweckt! Wut stieg in mir hoch wie kochende Lava.

Müssen wir denn jeden Blödsinn mitmachen? Nur weil es halt so ist und weil es uns so diktiert wird? Ja, ich habe DIKTIERT gesagt. Denn es wird diktiert, wie wir zu leben und zu reden haben, und mit einem roten Stift gnadenlos korrigiert. „Sechs Minus, weil du nicht gegendert hast. Nachsitzen und Strafarbeit!“


Trost fand ich in Dieters Buch! In Dieters Buch fand ich großen Trost, dass es noch Menschen gibt, die nicht alles mitmachen müssen, weil sonst Strafe. Auf einer unbeschreiblich humorvollen Weise bringt Dieter in nur wenigen Seiten den Missbrauch und die Beschneidung einer Sprache – DIE Sprache, weiblich – und deren Konsequenzen auf den Punkt. Lange hatte ich kein Buch mehr in der Hand gehabt, das mich auf einer ehrlichen und authentischen Weise so amüsierte und zum Lachen brachte. Auch wenn die Wahrheit, die dahinter steht, eine sehr traurige und tragische ist. Als Logopäde muss gerade Dieter das wieder glatt bügeln, was die Sprachpolizei zerknittert. In zwanzig Jahren werden die Menschen nicht mehr wissen, was Redefreiheit bedeutet, denn „Rede“ sei „kulturelle Aneignung“ und „Freiheit“ komme aus der rechten Ecke.


Lieber Dieter! Aus dem ganzen Herzen bedanke ich mich für dein humorvolles Buch, das mir große Freude gemacht hat, und deinen Mut, dieses Tabuthema (wie komisch hört es sich denn an „Tabuthema“?) anzusprechen, auch wenn dies nicht ohne Konsequenzen für dich verlief. Als eine Frau, die im Körper einer Frau geboren wurde und sich wie eine Frau im Körper einer Frau fühlt, aber auch als ein Mann, der im Körper einer Frau geboren wurde und sich wie eine Frau im Körper eines Mannes fühlt, stehe ich mit meiner vollen Weiblichkeit und Männlichkeit hinter dir! Danke, dass es dich gibt!

Und denke daran: Es gibt große Hoffnung, denn wer kentert, wird eines Tages stranden.

Alles Liebe.


Sara Sadeghi

Coach für psychische Gesundheit und Bewusstsein, Energietherapeutin, Autorin und Podcasterin, Heidelberg

Fünfte Dimension Coaching und Energiearbeit – Selbst-bewusst leben!



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