Probleme und Lösungen

Die Bauern sind Selbstversorger. Die Böden sind karg. Sie verkaufen wenig. Wenn, dann Milch (54 - 60 Groschen/Liter = 25 - 30 Pfennig, bei 3,5 % Fettgehalt) und Fleisch (1. Klasse 2,80 Zloty für 10 kg Lebendgewicht = 1,30 DM), Honig und Hirsch-Trophäen.

Von der Generation der bis 55-jährigen waren fast alle Männer schon einmal in Deutschland arbeiten. Die Frauen arbeiten saisonbedingt in Italien oder Griechenland. Ohne diese Zusatzeinkünfte könnten sie kaum existieren. Die Verwurzelung mit der Landschaft ist stark. Die Menschen sind gesünder als in städtischen Gegenden. Die Erben-Generation ist jedoch offen für Veränderungen. Der Wunsch, am Wohlstand teilzuhaben, ist vorhanden - aber nicht um jeden Preis. Die Ausbildung beschränkt sich auf bäuerliche Berufe, Waldarbeiter, Köhler, Gastronomie.

Folgende Lösungsansätze für die problematische Landwirtschaft in den Gebieten in Ostpolen sehe ich:

 

Bäuerin aus der Tatraregion verkauft geräucherten Ziegenkäse - eine Spezialität - in Krakau

Zum Foto: GENOWEFA RADZIK, Cisna. Die alten Menschen der Bieszczaden.

Sie wurde 1925 in Barszczowice bei Lemberg geboren, hat 6 Kinder und bereits 3 Urenkel. Während des 2. Weltkrieges hat sie 3 Jahre in Bayern bei Familie Engelbrecht in Budenkirchen (Schreibweise?) gearbeitet und wartet jetzt auf ihre Entschädigung. "Schlecht wars nicht. Die Bäuerin war gut," sagt sie. Heute lebt sie von ca 550 Zloty Rente, das sind etwa 250 DM.

1. Um die Flächenbearbeitung effektiver zu gestalten und Maschinen einsetzen zu können, müßten Anbauflächen zusammengelegt werden. Ohne daß die Struktur der Höfe verändert wird, sollte eine Zusammenarbeit der Bauern unterstützt werden. Da die Bauern nur sehr selten miteinander arbeiten wollen, müßten Anstöße von außen kommen. Innerhalb eines von der EU geförderten Pilotprojektes könnte ein Info- und Organisationsbüro Planungen für Dorfgemeinschaften übernehmen (ohne daß Eigentumsfragen verändert würden). Da zum Beispiel Getreide von allen Bauern benötigt wird, könnte man dafür eine gemeinsame Anbaufläche vorsehen, die mit Maschinen bearbeitet werden. Ebenso Kartoffeln.

2. Technik ist durchaus vorhanden. Traktoren, Maschinen zum Schneiden, Wenden und Einbringen von Heu, Melkmaschinen u.a. Vor allem die ehemaligen Staatsgüter besitzen auch noch Kombines. Durch "Tausch von Technik" könnte erreicht werden, daß nicht vorhandene Technik im Austausch gegen Arbeitskraft oder Technik die Arbeit erleichtert. 

Ein Effekt, der vielleicht noch wichtiger wäre, eben in Verbindung mit dem aufblühenden Tourismus, wäre, daß in der freiwerdenden Zeit Zukunftsprojekte realisiert werden könnten.

Für die Region Bieszczaden ist der Aufbau eines Tourismuszweiges interessant. Die Nachfrage ist groß. Haupthindernis dafür sind fehlende Investitionsmittel. Dennoch habe ich in den letzten Jahren einen sprunghaften Anstieg des Angebotes an privaten Zimmervermietungen beobachtet. Auch der Aufbau eines Abenteuer-Tourismus mit Reitmöglichkeiten und Tierbeobachtung hat begonnen.

Die Verbindungen von Landwirtschaft und Tourismus kann die wirtschaftliche Lage verbessern, die Struktur der Orte erhalten helfen. Durch den Tourismus entstehen Absatzquellen für eigene Produkte (z.B. Honig, Ziegenmilch, Ziegenkäse als Spezialitäten). Außerdem könnte ein saisonbedingter Dienstleistungssektor aufgebaut werden (Taxi-, und Fuhrbetriebe, Zimmervermittlungen, Bergführer, Gaststättengewerbe etc).