Jolanta Pytel

 

Die Uhr

 

Auf dem weißen Fensterbrett meines Hauses

steht die Uhr

mißt die Zeit rückwärts.

Sie lief schon während der Kindheit meiner Großmutter

Die bunten Rüschen ihres Kleids wehen

auf der Leine vorm Fenster.

Das Knacken des Frostes ist zu hören

der ihrem Vater das Leben nahm

und das Rattern der Nähmaschine -

der einzigen Ernährerin der Familie.

Meine Großmutter – das kleine Mädchen

kauert vor dem Kamin

entflicht ihre Haare und rezitiert Gedichte.

Gesungene Worte tragen sie aus dem Haus

und der Frost drückt die Herzen zusammen.

Die entflochtenen Haare verhüllen ihr Gesicht.

Schon ist meine Großmutter nicht mehr zu sehen, nur

die weiten Räume von Podole

durch welche im Schweigen Verbannte gehen:

Ich versuche die Uhr aufzuhalten

aber sie gleitet mir aus der Hand

fällt vom Fensterbrett -

noch immer mißt sie die Zeit.

Wenn sie zum Anfang der Welt kommt

werfe ich sie aus dem Fenster.

 

Nachdichtung: Dieter Kalka

Jolanta lernte ich auf dem deutsch-polnischen Poetendampfer 1997 kennen. Nach der Wende gründete sie mit Freunden den "Verein der noch lebenden Poeten" in Zielona Gora, dem sie vorsteht und initiierte die "Uniwersytet Poezjii". Ich nenne sie die Chefin der Poeten in Zielona Gora. Sie wurde '52 in Zielona Góra geboren und lebt dort.

In deutscher Sprache erschienen Texte im Ostragehege und im Muschelhaufen.

Über die "Uniwersytet Poezjii" siehe auch meinen Text "Frühschoppen in Grünberg".

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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