Abenteuer im Wildfeuerland

 

 

Der flinke Fritz und die abenteuerliche Franziska sollten einen Aufsatz schreiben.

"Ach, da fällt mir wieder nichts ein", rief Fritz und drehte sein Basecap nach hinten. Sein Hund Husky wartete unter einem Baum und sprang ihm entgegen.

"Und auch noch über die Vergangenheit unserer Stadt, als ob wir damals schon gelebt hätten," ergänzte Franziska.

Sie kamen am Lagerhaus vorbei, wo der zerzauselte Professor Dreistein seine Experimente durchführte. An der Tür stand ein Schild mit der Aufschrift "Prof. caff. Dreistein - Hochspezialist für Caffeetechnik". Das "caff" bedeutet "Caffeeologe". Er mochte die beiden neugierigen Kinder gut leiden; Deshalb zeigte er ihnen immer seine neuesten Apparaturen. Da die Eltern von Franziska und Fritz keine Zeit hatten, saßen sie oft bei dem Alten

"Ich habe einen Einfall," und schon rannte Franziska los. "Wir gehn zu Prof. caff. Da gibt es immer was zu erleben. Vielleicht kann er uns sogar weiterhelfen."

Die Tür war wie unverschlossen. Der Professor wohnte in der Werkstatt. In einer Ecke summte ein Ventilator. Zwei Scheinwerfer beleuchteten ein Fahrgestell mit Sitzen. Viel Apparaturen befanden sich daran: Meßgeräte mit Zeigern und Spiralen. Oben stand eine Kuckucksuhr mit Datums- und Jahresanzeige. Da rumpelte es. Der Kuckuck kam herausgerannt, rief "Heute issst därrr eelfte eelfte dääs Jaaarrres Zweitausenden - äh - nullnull, ääxackt zwölfuur - äh - nullnull".

"Der sah aus wie'n echter Kuckuck," staunte Fritz.

"Wie Prof. caff. ihm das Sprechen beigebracht hat?"

"Die Maschine? Vor ein paar Tagen habe ich davon geträumt."

"Was ists?"

"Lassen wir die Finger davon. Das wird 'n Abenteuer ohne Wiederkehr."

"Feigling," rief Franziska.

"Ich?"

"Was du immer träumst! Der Professor hält wieder Mittagsschlaf." Schon fummelte sie an den Knöpfen herum. "Muß man alles ausprobieren." Etwas begann zu summen. "Siehst du, sie läuft schon."

"Schalt aus," schrie Fritz und schubste Franziska vom Steuerpult. Dabei stolperte sie über ein Pedal und es gab einen Ruck. Es fietschte. Die Spiralen drehten sich. Ein Zeiger wirbelte im Kreis. Draußen wurde es dunkel und gleich wieder hell. Der Kuckuck sprang wie wild aus seinem Häuschen, krächzte "Heute issst därrr zäänte eelfte dääs Jaaarrres Zweitausenden - äh - nullnull, ääxackt zwölfuur - äh - nullnull." Um die Maschine schimmerte ein goldenes Licht. Der Kuckuck ächzte rein und raus aus seinem Haus. Sie hörten sein Kreischen, verstanden aber nichts mehr. Plötzlich war die Lagerhalle verschwunden. Die Leute liefen rückwärts. Sie schafften Steine aus der Stadt in den Wald, der immer näher kam. Sie waren von Bäumen umgeben.

"Mach doch was," flehte Franziska.

"Ich probier schon."

Fritzchen drehte an einem Lenkrad. Sie wurden zur Seite geworfen.

"Du fährst in eine Kurve."

Das goldene Licht verfärbte sich. Es leuchtete feuerrot. Ihnen wurde heiß.

"Wir fliegen zum Mittelpunkt der Erde!"

"Nein, in die Sonne!"

"Die Sonne ist doch nicht rot..."

Sie wurden ohnmächtig. Der Himmel war rot, ganz rot, so rot wie Franziskas Haare. Nicht mehr so blau, wie sie ihn kannten. Fritzchen erwachte aus dem Schlummer: "Nanu, wo bin ich denn?"

"Fdu fbist fim Fwildfeuerland," antwortete ihn ein Chor von Stimmchen.

"Das kenne ich doch gar nicht. Wer seid ihr?"

"Fwir fsind fdas Fvolk fder Fspuraden"

"Das kenne ich gar nicht."

"Fund fdu fbist Fritz, fnicht fwahr."

"Ich bin Fritz. Woher wißt ihr das? Wo sind wir hier gelandet? Guck mal, Franziska," er rüttelt an ihr rum, "was das für welche sind."

Franziska schlug die Augen auf: "Wer seid ihr denn? Zwergindianer oder Zottelbären?"

"Fwir fwissen fwer fihr fseid, fweil fwir fin fdie Fzukunft fschauen fkönnen. Fwir fhaben feuch ferwartet. Fier fwerdet funs fvon fdem fbösen Fzauberer ferlösen."

"Das ist ja fast wie in meinen Comics", rief Franziska. Husky hechelte. An der Maschine rumpelte etwas.

"Komm, haun wir schnell ab," tuschelte Fritz.

"Du bist ein Angsthase."

"Holt mich hier raus," tönte eine blecherne Stimme.

"Wie kommt'n der da rein?"

Sie halfen dem Professor aus dem Blechverschlag. Er lag dort auf den Akkumulatoren. Es dampfte und die Socken hingen ihm aus der Tasche.

"Ich bin eingeschlafen. Während die Maschine rüttelte, ist die Klappe heruntergefallen," schüttelte Prof. caff. sein weißes Haar. Er hielt eine Tafel Schokolade in der Hand. Die wollte er zu Mittag verspeisen.

"Ihr habt an der Maschine herumgespielt - wie immer. Eigentlich sollte es ja ein Kaffeemaschine werden, aber wie ihr seht..."

Der Professor schaute sich um, entdeckte die Spuraden: "Die gibt es gar nicht!"

Er zog aus seinem löchrigen Kittel ein Kästchen, schaute durch seinen Zwicker hinein und hielt es in Richtung der Spuraden.

"Das ist eine fünfdimensionale Aufnahmekamera, die notiert Bild, Ton und Zeit sowie die Gedanken und Gefühle der aufgezeichneten Wesen," murmelte Dreistein vor sich hin. "Dieser Gartenzwerg," er zeigte auf einen Spuraden mit Zipfelhut, "ist gerade dabei, sich in jenes hübsche Ding zu verlieben. Wunderbar, so etwas in meinem Alter noch einmal beobachten zu dürfen. Wer seid ihr eigentlich".

Bevor die Spuraden im Chor zu sprechen begannen, holte Dreistein ein zweites Kästchen aus seinem Mantel heraus und hielt es an sein Ohr.

"Fwir fsind fdas Fvolk fder Fspuraden."

"Aha, ihr seid das Volk der Spuraden. Wie interessant."

"Fund fihr fwerdet funsere Fretter fsein."

"Und wir werden euere Retter sein. Wie interessant."

So setzte sich die Unterhaltung fort. Prof. caff. machte sich Notizen in einem kleinen Heft.

"Das ist ein Fachgebiet, mit dem sich bisher keiner beschäftigt hat", murmelt er vor sich hin.

"Fund Fsie fsind Fproffessor Fdreistein."

"Und ich bin Professor Dreistein. Wie interessant."

"Fsie fsind feine Fkapazität für Fkaffeeologie."

"Ich bin eine Kapazität für Kaffeeologie. Wie interessant. Aber halt mal, woher wissen Sie das denn? Ich habe mich Ihnen noch gar nicht vorgestellt."

"Fwir fkönnen fin fdie Fzukunft fschauen."

"Sie können in die Zukunft schauen. Wie interessant."

Abends saßen sie mit den Spuraden ums Lagerfeuer. Das Winzlingsvolk erzählte, daß sie durch den Zauberer geschrumpft wurden. Dieser böse Mann wohne jetzt in ihrem Schloß. Sie dachten sich einen Plan aus und erinnerten sich an die Geheimgänge. Es war eine feuerrote Sternennacht. Husky hatte viele Freunde zum Herumtoben gefunden, obwohl das nicht alle Spuraden lustig fanden.

Nur eines bemerkten sie bei ihrem Gespräch am Lagerfeuer nicht: Auf dem Baum saß der Feuervogel Phönix. Nachdem sie sich schlafengelegt hatten, flog er krächzend zum Zauberer Krakel. Krakel fehlte die rechte Hand. Dafür hatte er eine aus Eisen. War er schlecht gelaunt - und das war sehr oft - verrostete sie. Krakel wurde noch wütender, denn er brauchte eine ganze Woche, um sie zu putzen. Mit Links war er ungeschickt. Wenn er schrieb, krakelte er. Daher sein Name.

In der nächsten Nacht gingen Fritzchen und Franziska los.

"Die Spuraden haben uns nichts erzählt von einem Fluß", jammerte Franziska.

"Bleierne Ente! Du kannst nicht schwimmen", schimpfte Fritzchen. "Wie sollen wir die Spuraden befreien?"

Es raschelte im Gebüsch.

"Wer ist da," erschrank Franziska.

Da schimmerten sie, ganz weiß in der Nacht, die Winzlinge, hüpften auf und ab und sprachen im Chor: "Wir sind die Schwimmhäuter. Wir können euch helfen."

Sie sprangen ins Wasser und Fritz und Franziska legten sich auf ihre kleinen Händchen. Die Schwimmhäuter trugen sie trocken ans andere Ufer.

"Viel Glück," verabschiedeten sie sich im Chor.

Der Zauberer traf dieser seine Vorbereitungen. Die Zeit wurde ihm lang. Sein Zauberhut sank in den schrumpfenden Kopf. Das passierte immer, wenn der Zauberer nachdachte. Morgens wachte er auf und lief wütend im Kreis herum: "Hast du mich wieder belogen?"

"Sä sänd noch unterwäägs," krächzte der Vogel.

"Warum?"

"Wäiß äch nächt."

Krakel zweifelte an seinen Vogel, dann an sich und danach an der ganzen Welt. Mit dem nicht eingeplanten Hindernis hatten die Kinder Glück gehabt. Aber es gab noch einen zweiten Fluß. Über ihn führte eine wackelige Hängebrücke. Darauf stand ein Wächter. Ihn hatte es durch einen ähnlichen Umstand dorthin verschlagen. Der Zauberer versprach ihm, wenn die Brücke neunundneunzig Jahren von niemand überquert wird, dann zaubert er ihn zurück. Der Mann hatte einen achtundneunzigjahreunddreihundertvierundsechzigtagelangen Bart. Er war müde, weil er nie geschlafen hatte. Hungrig war er auch. Nur manchmal regnete es süße Tropfen von den Zuckerbäumen.

"Guck mal Fritzchen, dieser arme alten Mann hier."

"Laß ihn bloß liegen! Sieht aus wie ein Zauberer - mit diesem Bart!"

Genau eine Stunde, bevor die neunundneunzig Jahre vorbei waren, schlichen sie sich an ihm vorbei. Und als sie am anderen Ufer ankamen, rappelte es. Der Mann entdeckte die: "Kommt zurück! Ihr habt die Frage nicht beantwortet! Ohne die kommt keiner durch!"

Fritz und Franziska hatten es eilig. Sie verschwanden in den Büschen.

"War das nicht der Zauberer?"

"Und der Wald - das ist ein Zauberwald!"

Der Mann fing bitterlich an zu weinen. Heute hätte er nach Hause gekonnt.

Dieser Wald war ungeheuerlich. Die Bäume und Sträucher waren Wesen, Buschfeuer genannt. Sie hinderten die Kinder am Weitergehen. Sie kamen nur langsam vorwärts. Fritz und Franziska wußten nicht, daß sie dem Schloß mehrfach nahe waren. Der Zauberer besaß einen Goldenen Stift, der ihm drei Wünsche schuldete. Einmal stieß Franziska an einen Stein.

"Das muß es sein. Hier ist eine Mauer."

Als Fritzchen kam, konnte er nichts entdecken: "Du siehst wieder mal Gespenster!"

"Hier war eine Mauer..."

"... die jetzt verschwunden ist."

Das wiederholte sich drei Mal. Immer stieß Franziska an die Mauer. Das vierte Mal stieß Fritzchen dran.

"Hier ist was," rief er.

"Habe ich es dir nicht schon drei Mal gesagt?"

Der Zauberer zerwühlte sich seinen grauen Bart. Die kommen nicht - das war wieder eine Vogelphantasie.

Inzwischen fand Franziska einen der Geheimgänge.

Husky sollte eigentlich bei den Spuraden bleiben. Nachdem sie mit ihm am Vormittag gespielt hatten und nacheinander erschöpft hinfielen, wurde es ihm langweilig und er folgten den Spuren der Kinder. Er stand vor dem Schloß und schlüpfte durch den Geheimgang. Er sah Fritzchen fünfmal. Sich selbst viermal. Franziska sah er sechszehnmal. Die Kinder waren bereits durcheinander.

"Wo bist du?", jammerte Franziska.

"Hier," schallte es aus allen Richtungen.

"Welcher ist der richtige Fritz?"

"Und welche die richtige Franziska?"

"Husky, unsere Rettung..."

"Aber welcher ist der richtige Husky," fragte Fritz.

"Ist doch egal. Wir sind zusammen."

Damit war der Zauber vorbei und der Weg zu Ende. Nur Husky lief weiter.

"Wo ist Husky?"

Franziskas Arm steckte plötzlich in der Wand.

"Mein Arm steckt in der Wand," jammerte sie.

"Zieh ihn raus," befahl Fritz.

"Wie soll ich meinen Arm aus einer Wand herausziehen können?"

Fritz zog und er war draußen. Er hielt seinen Fuß in den Stein. Und zog ihn raus. Ob das mit der Nase auch klappt? Er steckte seine Nase rein und zog sie raus.

"Deine Nase ist weg," rief Franziska.

Fritzchen wurde bleich. Er faßte sich an den Ort, wo seine Nase hätte sein müssen.

"Sie ist doch da!"

"Ich seh' sie nicht."

"Meine arme Nase..."

"Haha, war nur'n Spaß."

Fritzchen bekam wieder etwas Farbe. Aber mehr aus Wut. Sie durchschritten die Scheinbarmauern und befanden sich in Krakels Thronsaal. Husky war schon da lief auf Krakel zu, um ihn am Ärmel zu packen, aber da fiel ein eiserner Käfig auf ihn.

"Paß auf", rief Franziska. Als ihr Ruf an den Mauern verhallte, fiel auch über die Kinder ein stählerner Käfig. "Hier werdet ihr sitzen bis in alle Ewigkeit," lutschte sich Krakel am Zeigefinger.

"Werden wir nicht," trotzte Franziska.

"Bis ihr alt und grau werdet wie der Mann auf der Brücke..."

"Du häßlicher Zauberzwerg," wütete Fritzchen.

Beim Wörtchen "Zwerg" verfärbte sich Krakel giftgrün, hob seinen Zauberstab: "Ich verwandle euch in Fleder..." Er mußte niesen.

"Zu dämlich zum Zaubern," lachte Franziska.

Wieder hob er seinen Zauberstab: "Ich werd euch..."

"Zauberzweg, Zauberzwerg..." riefen die beiden im Chor und bemerkten, daß Krakel nicht nur kackebraun wurde vor Wut, sondern auch schrumpfte.

"Du schrumpfst, Pickelzwerg du!"

"Wie der stinkt!"

"Der verfault. Und sieht er aus wie'n Krakel."

"Es reicht," brüllte der Zauberer, "zweihunderttausendmalzichmillionen Jahre sollt ihr..."

"Neiiiin," schrien die Kinder.

Was der Professor grad machte? Für ihn war die Zeit sehr interessant. Die Spuraden verrieten ihm ein Rezept, wie er seine aus den Hosentaschen hängenden Stinkesocken geruchsverbessern könnte. Diese Erfindung gefiel Dreistein. Plötzlich hielten die Spuraden inne.

"Ihr habt mir noch nicht das ganze Rezept verraten!"

"Fspäter. Fes fist fgroße fgefahr für fdie Fkinder. Fihr fmüßt fihnen fhelfen."

Prof. caff. machte sich auf den Weg über den ersten und zweiten Fluß. Mit dem Wächter unterhielt er sich über Zeitmaschinen. Er durfte passieren, obwohl er die Frage nicht beantworten konnte. Er kam ins durchs Spiegelkabinett, ging durch die Scheinbarmauern und machte sich Notizen.

"Ein Thron, auf dem ein etwas schrumpeliger Graubart sitzt," notierte er in sein Buch.

Krakel stierte ihn mit giftgrünen Augen an: "Ich bin Herr über das ganze Land."

"Herr über das ganze Land," murmelte Prof. caff vor sich hin. "Haben Sie etwas dagegen, wenn ich unsere Unterhaltung mitstenografiere?"

"Ich habe die Kinder in meinen Ewigkäfig gesperrt."

"Er behauptet, die Kinder in seinen Ewigkäfig gesperrt zu haben", schrieb Dreistein.

"Auch dich werde ich in meinen Ewigkäfig stecken."

"Auch mich beabsichtigt Schrumpelbart in seinen Ewigkäfig zu stecken," notierte der Professor.

"Und zwar sofort," gellte Krakel, als er das Wort "Schrumpelbart" hörte.

"Und zwar sofort. Aber sofort scheint bei ihm nicht sofort zu bedeuten, denn noch bin ich frei," ergänzte Dreistein.

"Ergib dich," schrie Krakel. Er stand auf und fiel vom Stuhl. Denn wieder war er geschrumpft. Seine Stimme wurde immer höher. Er piepste: "Du hast keine Chance gegen mich. Ich bin der berühmte Zauberer Kr..."

"Krakel war Ihr Name, wenn ich helfen darf," ergänzte der Professor höflich.

"Ich weiß, wie ich heiße, ich weiß, wie ich...," rief der zu Mausgröße geschrumpelte Zauberer und lief im Kreis. Der ist so klein, dachte Dreistein, daß ich ihn in meine Socken stecken kann. Er stülpte eine seiner Stinkesocken über Krakel. Krakel schrie "Hilfe, ich ersticke" und wurde ohnmächtig.

"Wo sind die Kinder," fragte der Professor.

Er holte Krakel aus der Socke und weckte ihn mit Ohrfeigen.

"Nie sag ich, wo die Kinder sind," piepste der Schrumpfzauberer.

"Dann schneid ich dir den Bart ab!"

"Nicht den Bart..."

Plötzlich war Krakel verschwunden. Etwas raschelte und nieste.

"Da hab ich dich!"

"Laß meinen Bart los!"

Dreistein hielt den Zauberbart in seinen Händen und der Miniwicht wurde wieder sichtbar.

"Das letzte Stück Zauberkraft hast du mir genommen," stampfte Krakel. Er war zu Ameisengröße geschrumpft. Der Boden dampfte und als der Nebel verzogen war, lag eine Schildkröte dort.

"Eigentlich bin ich ein Panzertier," hörte er eine Stimme. "Und will auch lieber wieder eine Schildkröte sein. Da lebt sichs ruhiger."

Dreistein vernahm Stimmen aus einem Verlies: "Du häßliches Schrumpfvieh..." Er sah, daß die Schildkröte um ein winziges Stückchen kleiner wurde.

"Nicht dieses Wort," bat die Schildkröte und kratzte mit seiner rechten Eisenpfote auf dem Stein. Da hörte man etwas zerspringen. Die Kinder kamen angerannt und hinter ihnen Husky. Das Schloß fiel zusammen. Ein gläserner Kristalldrache nahm sie auf seinen Rücken und rettete. Sie sahen staunend, wie sich die Steine von selber wieder zusammensetzten, nur anders. Nicht so spitze Formen. Es wurde rund und feuerrot wie der Spuradenhimmel. Als es von allen Seiten erleuchtet dastand, flog sie der Drache mit ihnen zurück. Im Thronsaal stand eine lange Tafel. Um die Tafel Grafen, Burgfräuleins und Prinzessinnen in Seidenkleidern. Auf dem Thron saß ein König: "Erkennt ihr uns nicht?"

"Das sind doch..."

"... die Spuraden."

"Es sollen die Spuraden sein", notierte Dreistein in sein Tagebuch.

"Ihr habt uns befreit. Dafür danken wir euch. Im Wald konnten wir euch nicht gebührend bewirten. Das holen wir jetzt nach. Aber zuerst müssen wir aber noch über das Schicksal von Krakel beraten. Die Strafe für seine Untaten sollt ihr entscheiden."

"Sie reden jetzt ohne f vor jedem Wort," staunte Franziska.

"Ich habe meinen Übersetzungscomputer abgeschaltet," schrieb der Professor in sein Notizbuch.

"Ich habe eine Erfindung, die konnte ich noch nicht ausprobieren. Es ist ein Gerät, das Witze erzählt. Das können wir Schildkröte Krakel umhängen."

Alle lachten. Als Dreistein der Schildkröte den Witzkasten umhängte, zog auch Husky seine Hundeschnauze so breit, daß es lustig aussah.

Wie die Geschichte zu Ende ging? Ob sie denn mit der Zeitmaschine wieder...? Nein! Wo hätten sie es besser haben können? Die Spuraden konnten während der Verzauberung keine Kinder haben. So hatten sich Fritzchen und Franziska viele Mütter und Väter. Fritzchens Lieblingsmutti war ganz liebe Spuradin mit roten Pausbäckchen. Franziskas Lieblingsvati - das war natürlich der König. Wenn er auf seinem weißen Roß saß, war sie ganz stolz auf ihn.

Und der Professor?

Ihr glaubt, er wolle zurück, um auf der Erde von seinen Entdeckungen zu berichten. Keiner hätte ihm geglaubt. So hat er ein Buch geschrieben: bei den Spuraden. Danach schrieb er ein Buch über die Menschen. Nur wollte es keiner lesen. Es war den Spuraden zu traurig. Dennoch - der Professor wurde der berühmteste Wissenschaftler bei den Spuraden. Und er hat dort einige brauchbare Erfindungen gemacht. Zum Beispiel eine Kaffeemaschine. Die Spuraden kannten keinen Kaffee. Aber das machte nichts. Sie bewunderten die Maschine auch so.

Woher wir die Geschichte kennen? Von einem Mann mit einem neunundneunzigjährigen Bart.

Zum Schluß schenkte der Kristalldrache Fritzchen und Franziska eine seiner schönsten Schuppen.

"Sie bringt euch Glück, wenn ihr Freunde bleibt," sagte er.

 

 

Erdacht von der Klasse 5 der Friedrich Schiller-Schule Leipzig am 5. November 2000 mit Dieter Kalka & Agnieszka Haupe