DAS
BANDONEON DES KULTURMINISTERS
Der Schelmenroman zur Liederszene
von Dieter Kalka
Grafik:
Jürgen B. Wolff
Ein kleines Land und
auch noch geteilt?
Einer nennt es
die Tätärätä.
Mit der allmächtigen
Partei, einem Jugendverband,
dem einzigen des Landes und haufenweise Agitationsgruppen.
Der
Liedersänger Hans Hjobkowski stellt sich dem
entgegen und erntet Schelte und Schlimmeres.
Ein Schelmenroman um
die Deutungshoheit – damals wie
heute – über ein untergegangenes
Stäätchen, dem das Heutige
verblüffenderweise jeden Tag etwas mehr Ähnlichkeit
abtrotzt.
DAS
BANDONEON DES KULTURMINISTERS
PODCAST
Mitschnitte der Lesung aus
der
Zentralbibliothek Lucka (Der Spitzelbericht / Das glücklichste
Paar von Budapest)
Mitschnitt der
Buchpremiere 3/2024 im Budde-Haus (Der Giftschein / A Star was born //
folgt!!!)
DAS
BANDONEON DES KULTURMINISTERS
REZENSIONEN
"Dieter brennt ein
sprachliches Feuerwerk ab, das dann im Kopf des Lesers explodiert",
Josef Haverkamp
"Große Empfehlung",
Michael Hametner, MDR
"Er
will ein 'freier und
unabhängiger Mann' bleiben, wie der verstorbene Marek
Grechuta,
und vor ihm sogar Okudzhava, oder Wysocki, oder unser Jacek
Kaczmarski!", Prof. Karol Czejarek, Warszaw
"Ein
großartiger Roman", Folker
LiZ Ralf Juhlke /Thüringer Allgemeine
/ Freie
Presse / MDR Michael
Hametner / MDR Michael
Ernst /
Folker Pfeffi
Reinhold Ständer /
Burg Waldeck Köpfchen Josef
Haverkamp (s.u.) / Prof. Czejarek Warszawa (s.u.) / Andreas H. Buchwald
(s.u.)
FABEL
Die Karrieren des
Chansonniers Hans Hjobkowski und des
Kleinbonzen „Rot-Lusche“ sind engst miteinander
verwoben. Fällt
der eine, steigt der andere auf. Und umgekehrt. Hjobkowski
kommentiert diese Vorgänge mit dem Wert von Skatkarten oder
dem
Ausgang von Spielen wie Grand Ouvert oder Null Hand.
Wer wird gewinnen?
Deborah, die rechte
Hand der „Lusche“, welche Rolle
spielt sie, nachdem sie dem Gejagten ein sicheres Plätzchen
unterm
Dach der Synagoge besorgt hat, die ihr Großvater verwaltet?
Foto:
Gernot Ecke, Bandoneonista, Holzskulptur, Norwegen
Der wüste
Heerhaufen Ulenspiegel mit seinen Trommeln
und Dudelsäcken taucht immer wie zufällig aus dem
Nichts auf, wenn
Hjobkowski in einer Depression steckt. In welche Richtung lenkt er
die Geschicke des Musikanten?
Die Handlung ist
angesiedelt im
ächzenden Gefüge zweier Systeme,
das eine, dem Zerfall preisgegeben,
das andere erklimmt damit noch einmal die Höhen bis zu
Selbstgefälligkeit und Dekadenz, nur nicht für Hans,
der in seinen
Strudel gerät.
Titelbild und zwei Grafiken:
Jürgen B. Wolff
340 Seiten, 28,50
€, Akademische
Verlagsbuchhandlung Friedrich Mauke, Jena
ISBN: 978-3-948259-17-4
Denkt an eure
Weihnachtsgeschenke für 2024 und bestellt gleich drei
"Bandoneons" - da habt
ihr drei Sorgen weniger.
Professor Czejarek aus
Warschau schrieb:
Ein
Buch von Dieter
Kalka, einem zeitgenössischen deutschen Schriftsteller,
Satiriker
und "fahrenden" Sänger aus Leipzig, wird demnächst
ins
Polnische übersetzt und hier veröffentlicht. Zur Zeit
ist es nur
auf Deutsch erhältlich. (Ich schrieb über Kalka in PD
am 28. Mai
2020, als ich den Autor nach der Veröffentlichung seines
Romans
Sudićka interviewte). Ich kommentiere sein neues Buch derzeit in
meiner Kolumne, da es zu dem seltenen Genre des "frechen Romans"
gehört, in dem die Realität allegorisch
ausgedrückt wird, d. h.
sein Inhalt hat einen übertragenen Sinn, obwohl er die
aktuellsten
Themen der deutschen Gegenwartsliteratur behandelt, wie z. B. Fragen
der Wiedervereinigung, der Demokratie und der persönlichen
Freiheit
der Künstler.
Der Bandoneonist des
Titels will das Protektorat des "Ministers" nicht und nimmt
ein Geschenk von ihm nicht an - ein "antikes Instrument",
das er ohnehin nicht spielen kann, da es "rostig und morsch"
ist. Aber selbst wenn es brauchbar wäre, will er es NICHT
spielen,
um keine Verpflichtungen und "Dankesschulden" gegenüber
seinem "Pseudo-Gönner" zu haben! Er will ein "freier
und unabhängiger Mann" bleiben, wie der verstorbene Marek
Grechuta, und vor ihm sogar Okudzhava, oder Wysocki, oder unser Jacek
Kaczmarski! Obwohl sich in Kalkas Roman alles in einem nicht
existierenden Land namens
"Tätärätä" (!) abspielt
.
Andreas
H. Buchwald schrieb:
Mehr als ein Bandoneon
…und
zwar sehr viel mehr steckt in Dieter Kalkas neuem Roman DAS BANDONEON
DES KULTURMINISTERS, den er als „Schelmenroman“ bezeichnet.
Das
ist einerseits zwar der treffendste Begriff, den man sich für
dieses
ungemein opulente, vielgestaltige Werk vorstellen kann, andererseits
schafft er womöglich abwegige Vorstellungen. Immerhin - die
Schelmen
sind allemal die Romanhelden. Es ist eine umherziehende Musikgruppe
der Folk- und Liedermacherszene, deren einzelne Mitglieder in ihren
Eigenheiten ungemein witzig (wortspielerisch witzig!!) beschrieben
werden, und deren Abenteuer zu einem großen Teil - von erotischen
Eskapaden einmal abgesehen - in ihren Auseinandersetzungen mit den
Staatsmachtorganen eines heute nicht mehr existenten Landes bestehen.
Oder sollte es doch noch da sein, in gewissen Auswüchsen
vielleicht?
Der
Autor lässt bei der Lektüre, es sei denn, man
unterbräche sie,
keine Denkpausen zu. Und er überschüttet den Leser gnadenlos
mit
Namen und Ausdrucksweisen, die in die Tiefen ostdeutscher Erfahrung
zurückführen, so sehr, daß ich mich zu fragen begann,
wer unter
unseren Brüdern und Schwestern im Westen noch vor dem Erreichen
der
Hälfte der etwas über dreihundert Seiten das Handtuch NICHT
werfen
würde. Denn der sonst als Logopäde tätige Dieter Kalka
kennt in
diesem Fall keinerlei Gnade und verzichtet auf jegliche Fußnote,
mit
deren Hilfe ein Uneingeweihter die Bedeutung ganzer Wortgruppen und
Satzteile, die eigentlich nur zwischen 1949 und 1990 im südlichen
Mitteldeutschland benutzt wurden, leichter entschlüsseln
könnte.
Wer
sich hineinfindet, entdeckt eine Menge Spaß in all den vielen
Wortspielen und außerdem einige Parallelwelten zwischen den
Zeilen.
Wer Leipzig kennt und über ein gutes Gedächtnis verfügt,
erfreut
sich an einer nirgendwo sonst noch auffindbaren detaillierten
Beschreibung zum ehemaligen Graphischen Viertel der Stadt, und wer
das Skat-Spiel liebt, kommt erst recht auf seine Kosten. Denn darin
schwelgt der Romanautor förmlich, allerdings muß es das in
Sachsen
geläufige Bild der Altenburger Skatkarte sein. So hat jedes
Kapitel
eine spezielle Unter-Überschrift, die sich entweder auf eine
Spielart des Skat bezieht oder eine der Spielkarten.
Weiterhin
wird die jiddisch-jüdische Welt einbezogen; in diesem Zusammenhang
lassen sich natürlich brisante Assoziationen schaffen. Unter all
dem
Überfluß an wortspielerischen, prall-bunten Bildern, die
Dieter
Kalka mit nur wenigen Sätzen entwerfen kann, mag es zuweilen
schwerfallen, den roten Erzählungsfaden, der durchaus existiert,
aber manchmal fast unsichtbar zu werden droht, zu verfolgen. Doch der
Spaß an den Beschreibungen selbst machen diesen Wermutstropfen
doch
einigermaßen wett, außerdem ist es eben ein SCHELMENROMAN.
Dessen
Lektüre sich gelohnt hat, so daß ich sie hiermit
weiterempfehle.